Kuhgebundene Kälberaufzucht

Ziemlich besonders ist, dass wir unsere Kälber nicht von den Kühen separiert aufziehen. Sonst wird ein Kalb meist gleich nach der Geburt von der Mutter getrennt. Bei uns werden die Kälber auf der Weide geboren und sie bleiben bei ihrer Mutter.

In den ersten 6 Betriebsjahren haben wir es so gemacht, dass eine Kuh ihr Kalb behält, wenn sie ein zweites adoptiert. Darauf muss man als Kuh schon Lust haben, aber mit Low Stress Stockmanship und etwas Futter kann man auch bis zum Oxytocin-Ausstoß dazu ermutigen, dass es klappt. Eine Kuh konnte ihr Kalb weiterhin besuchen und wurde von uns im Melkstand gemolken. Es war eine Kombination von ammen- und muttergebundener Kälberaufzucht. 

Im 7. Betriebsjahr sind wir zur muttergebundenen Kälberaufzucht gewechselt. Die Kälber laufen seitdem auf der Weide mit der Mama mit und wir nehmen nur den Rest Milch ab, den das Kalb nicht schafft.

Wir hatten uns zunächst für die ammen- und muttergebundene Kälberaufzucht entschieden, weil bei der muttergebundenen noch mehr Milch weggetrunken wird und weil die Kälber dann meistens nicht 24h mit den Kühen auf der Weide laufen dürfen.

Die Kälber sind nicht wählerisch, wer ihre Mama ist. Sie lernen von ihr einiges Soziales, aber auch, wie man Gras frisst, wo der Wasserbottich steht, dass Zäune Grenzen sind und wie sich die Sonne auf dem Fell anfühlt. Dadurch, dass sie immer auch mit älteren Rindern zusammen sind, entwickeln sie ein wunderbares Sozialverhalten.

Nach unseren ersten Erfahrungen können wir sagen, dass beides sehr gut funktioniert. Es gibt je nach Charakter Kühe, die mütterlicher sind und fremde Kälber annehmen, und andere, die damit weniger anfangen können und lieber arbeiten. 😉

Wenn die Umgewöhnung (von Mutter auf Amme bzw. zum Melkstand) sanft abläuft und der soziale Kontakt im Übergang ermöglicht wird, geht es ganz ohne Trennungsschmerz und gegenseitigem Rufen. Dazu habe ich bei terrabc.org einen Text veröffentlicht: „Stressarm Absetzen“. Am wichtigsten ist, dass Kuh und Kalb weiterhin schnüffeln und sich sehen können. 

Wir beraten zur Kälberaufzucht sehr gerne und haben schon vielen Betrieben bei der Umstellung geholfen – ganz ohne Stallumbau!!

Die Kälber leben dann immer auf der Weide, bis sie 3-jährig auch dort sterben. So wird der Kreislauf geschlossen und wir freuen uns, wenn du den Unterschied durch deinen Genuss manifestierst.

Hof Stolze Kuh